Science Fiction war gestern

Ich bin gerade über meinen Blogartikel vom September 2016 gestolpert. Damals schwadronierte ich, dass der Menschheit wohl noch locker 15 entspannte Jahre bleiben, bevor eine Superintelligenz das Ruder übernimmt und wir alle zu Befehlsempfängern einer digitalen Übermacht werden. Acht Jahre später ist vielleicht noch kein Grund zur Panik, aber definitiv Zeit für einen kurzen Zwischenstand.
Was hat sich seit 2016 getan?
Seit meinem damaligen Beitrag hat sich das Thema KI vom nerdigen Randphänomen zum gesellschaftlichen Dauerbrenner entwickelt. Was früher von Nerds und Wissenschaftlern diskutiert wurde, ist heute Standard in jeder Produktdemo und Talkshow.
Modelle wie GPT, Claude und Gemini durchdringen inzwischen immer mehr Lebens- und Arbeitsbereiche. Ganze Berufsbilder wackeln, Schüler machen ihre Hausaufgaben mit ChatGPT und anstatt zu googlen, befrage ich mittlerweile standardmäßig zuerst den Chatassistenten meines Vertrauens.
Die Entwicklung wird immer rasanter. Was gestern noch visionär klang, ist heute schon Realität oder zumindest kurz davor. Das Paper AI-2027.com beschreibt eine Zukunft, in der KIs ab 2027 sich selbst weiterentwickeln, als Superforscher durchstarten und uns in Strategie, Wissenschaft und Governance überholen. Das Ding ist nur, das viele dieser Entwicklungen schon längst keine Zukunftsmusik mehr sind. Wenn KI-Agenten schon heute gesellschaftliche Normen aushandeln, physikalische Probleme lösen und über freien Willen diskutiert wird, dann ist 2027 vielleicht nicht mehr Utopie sondern quasi Deadline.
Wie wird die Welt in Kürze aussehen?
Tech-Größen wie Sam Altman und Jensen Huang sprechen ganz offen davon, dass wir auf eine neue industrielle Revolution zusteuern, mit KI als Motor. Altman nennt es eine „sanfte Singularität“, also kein Knall, keine Roboterrevolte, sondern ein schleichender Kontrollverlust. Subtil, aber unumkehrbar.
In the most important ways, the 2030s may not be wildly different. People will still love their families, express their creativity, play games, and swim in lakes. But in still-very-important-ways, the 2030s are likely going to be wildly different from any time that has come before. We do not know how far beyond human-level intelligence we can go, but we are about to find out.
— Sam Altmann (OpenAI)
Und Jensen meint, das wir durch die KI in unserer Hosentasche quasi alle Superkräfte haben werden.
We’re going to become superhumans, not because we have superpowers. We’re going to become superhumans because we have super AI’s.
— Jensen Huang (NVIDIA)
Ob es nun schon 2027 oder eher 2030 so weit ist, wie eine Studie der Stanford University schon 2016 prognostizierte, spielt am Ende keine Rolle mehr. AI wird die Welt und die Menschheit verändern.
Es kommt darauf an was wir daraus machen
So ziemlich jede als „zivil“ gestartete Technologie hat irgendwann auch einen militärischen Einsatz gefunden. Und wenn wir ehrlich sind, waren es oft gerade militärische Budgets, die technologische Sprünge überhaupt erst ermöglicht haben. In München werkelt das Startup Helsing mit beeindruckendem Erfolg an KI-gesteuerten Drohnensystemen. Mit einer Bewertung von 12 Milliarden Euro, mittlerweile das wertvollste deutsche Startup. Und das ist kein Einzelfall. Weltweit wird gerade investiert, entwickelt und aufgerüstet.
Vor unseren Augen entsteht ein globales KI-Wettrennen. Und wie bei jedem Wettrüsten ist es nicht ausgeschlossen, dass wir dabei Systeme bauen, die wir irgendwann nicht mehr kontrollieren können. Ob es zu Terminator-Szenarien kommt? Ich halte das ehrlich gesagt nicht für ausgeschlossen. Wer ständig nach dem nächsten Level sucht, wird irgendwann, ob beabsichtigt oder nicht, auch diese Schwelle überschreiten. Hoffentlich hat dann noch jemand den Finger am Panikknopf.
Und trotzdem glaube ich an eine positive Zukunft. Eine, in der wir unterstützt durch KI, in vielen Bereichen klüger, schneller und verlässlicher agieren. Nicht übermenschlich, aber effizienter. Und das reicht schon, um viele Karten neu zu mischen. Also KI als Werkzeug, als Denkverstärker, als Sidekick. Kein Overlord und kein Endgegner. Eine neue Form von Intelligenz, die uns ergänzt, wie einst Maschinen die körperliche Arbeit erleichtert haben. KI nimmt uns monotone Denkaufgaben ab und schafft Raum für echte Wertschöpfung.
Für mich ist KI heute schon mein wichtigstes digitales Werkzeug. Sie hat Google ersetzt. Sie hilft mir, in einem Bruchteil der Zeit Antworten auf komplexe Fragen zu finden und effizienter zu arbeiten. Dank KI kann ich coden, besser schreiben, schneller recherchieren und umfangreicher denken. Und ehrlich gesagt, ich kann und will mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen.
KI ist keine ferne Zukunft mehr. Sie ist Gegenwart, und sie wächst exponentiell. Aus diesem Grund ermutige ich auch meine Kinder neugierig mit den verschiedenen Systemen zu experimentieren. Und weil ich’s jetzt schwarz auf weiß habe: Ich hätte 2016 wirklich stärker in AI investieren sollen. Und vielleicht kann mir AI zukünftig helfen solche Entscheidungen mit mehr Weitblick zu treffen.